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Einträge aus dem Jahr 2015

Oder mit Gandhis Hilfe so:

Bin total begeistert. Nicht nur, dass die Bilder teilweise recht cool aussehen, wie ich finde. Ich weiss nun auch sicher, ob der Grosse frisst, was ich ihm hinstelle oder nicht – wenn ich denn dann erkennen kann, welcher der drei Kater das hier ist ;-))

Jedem Tierchen sein Pläsierchen – Nachtrag (04. Februar 2015)

Eben fiel mir auf, dass ich eine lustige Angewohnheit unserer Dame im letzten Bericht vergessen hatte: ihre etwas unübliche Art zu trinken. Heloise kann auch normal trinken, wie alle Katzen. Aber Madame besteht am Morgen darauf, dass ich ihr den Wasserhahn anstelle. Ein feiner, kontinuierlicher Strahl muss es sein, nicht zu stark und nicht zu schwach, dann ist sie zufrieden. Das haben sie und Gandhi von meinem grossen Perser gelernt, der das irgendwann als kleiner Kater angefangen hatte.

Aber Madame hat noch eine weitere Macke beim Trinken, die ich mir nicht erklären kann. Bisweilen sitzt sie vor dem Trinknapf und taucht ihre rechte Pfote ins Wasser. Ganz vorsichtig, denn es dürfen nur zwei Zehen nass werden. Die schleckt sie dann trocken, um sie anschliessend wieder einzutauchen und abzuschlecken, einzutauchen und abzuschlecken, einzutauchen und abzuschlecken...

Sehr effizient ist diese Art der Wasseraufnahme nicht, aber Madame legt dabei eine erstaunliche Geduld an den Tag und lässt sich auch durch mein Lachen über und die Freude an ihrer Macke nicht aus dem Rhythmus bringen ;-))

 

 

 

 

 

Jedem Tierchen sein Pläsierchen (30. Januar 2015)

Dass Fellnasen, und besonders die weiblichen unter ihnen, sehr eigenwillig sind, ist hinlänglich bekannt. Ich muss nur immer wieder staunen, welche Vorlieben und Macken sie entwickeln!

Die Dame des Hauses zeichnet sich neben der Fähigkeit zu intensiver Kommunikation via Augen, Stimmorgan und Köpfchengeben gerade auch dadurch aus, dass sie stets genau das mit Genuss und Ausdauer tut, was sie eigentlich nicht darf. Momentan entdeckt sie wieder ihre Vorliebe für die kleinen weissen Türstopper aus Gummi, die mit Nägeln auf Griffhöhe an der Wand befestigt sind. Die haben da ihrer Meinung nach nichts zu suchen, sondern gehören zum Spielen auf den Boden. Also schiebt sie die Türen auf, hüpft so lange hoch und hängt sich an diese Gummiteilchen, bis auch die stärkste Verankerung nachgibt. Dann spielt sie eine Weile damit und sucht sich das nächste Opfer.

Oder sie weiss im Grunde ganz genau, dass sie auf der Arbeitsfläche in der Küche nichts, aber auch gar nichts verloren hat. Anfangs stahl sie sich noch heimlich hoch, inzwischen aber benutzt sie die Fläche als Laufsteg und stolziert mit hocherhobenem Schwanz darauf herum. Natürlich am stolzesten, wenn sie tierisches oder menschliches Publikum hat. Jegliche Intervention von meiner Seite ist natürlich für die Katz, im wahrsten Sinn des Wortes. Warum sie sich für Türstopper interessiert, weiss ich nicht. Die Sache in der Küche hingegen ist klar: Seit einer Weile kriegt mein Grosser spezielles Nassfutter und damit er nicht vom Futter der anderen frisst, wenn die fertig sind, hab ich ihre Reste immer auf die Ablage gestellt, um es ihnen später nochmals anbieten zu können. Mufti springt nicht so hoch, Gandhi interessiert es weniger, aber bei Madame gilt: „Wenn Du mir mein Futter da hoch stellst, bist Du selbst schuld!“ Und so stolziert sie inzwischen hemmungslos auf der Arbeitsfläche umher, ob da nun Futter steht oder nicht, und es ist klar, dass sie, wenn sie angeblich auf der Suche nach ihrem Näpfchen ist, nicht den direktesten Weg dorthin nimmt: Aus Prinzip springt sie am einen Ende der Küche hoch und trabt gemütlich einmal quer über alles drüber. Wenn sie fertig ist, läuft sie natürlich den gleichen Weg wieder zurück, statt direkt zu springen. Zum guten Glück haben wir einen Induktionsherd und Heloise keine Piercings oder anderes Metall an sich, denn die Touchscreen-Sensoren reagieren auch auf Katzenpfoten... :-//

Dieses Motto „Warum einfach, wenn’s ganz besonders umständlich geht“ wendet sie übrigens auch nachts im Bett an. Sie schläft ja immer an meiner Schulter und um dorthin zu gelangen, durchquert sie einmal das ganze Schlafzimmer, springt auf der Seite meines Mannes auf das Bett, klettert über ihn und über mich drüber, um dann am Ziel ihrer Wünschen anzukommen. Muss sie mal kurz raus, nimmt sie den direkten Weg, aber der Rückweg führt immer wieder durch und über alles drüber, was da ist ;-))  

 

 

 

 

 

 

Zickenterror (20. Januar 2015)

Heute war es wieder einmal soweit: Heloise hat ihrem Beinamen „Zicke“ alle Ehre gemacht...

Wie den bisherigen Beiträgen bereits zu entnehmen ist, ist Madame sehr eigenwillig. In der Regel motzt sie nur lautstark, wenn ihr etwas nicht passt. Aber es gibt einen Bereich, da versteht sie überhaupt keinen Spass, macht keine Kompromisse, sondern (man entschuldige diesen Reim) Katzenpisse – und zwar nicht irgendwo, sondern auf unseren Bettdecken. Ganz toll!

Was der Anlass für dieses Verhalten ist? Ganz einfach. Madame hat ihre eigenen Vorstellungen davon, wie sauber das Katzenkistlein sein muss. (Der Leser sei beruhigt: Unsere Kistlein werden mehrmals am Tag geleert, regelmässig gewechselt, geputzt, desinfiziert und was alles dazugehört, sie sind also in einem guten Zustand – meinen wir und die drei Kater, Madame nicht immer.) Jedenfalls: Wenn eines davon nicht genehm ist, geht sie nicht etwa auf das andere oder zeigt den vermeintlichen Missstand mit hörbarem Gemotze an. Nein, es muss die geruchsintensive Hinterlassenschaft in unserem Bett sein. Und auch hier nicht irgendwo: Ist es das Kistlein in meinem Bad, muss meine Decke dran glauben; ist es das Kistlein im Bad meines Mannes, ist seine Decke dran. Und wer glaubt, sie macht das in unserer Abwesenheit, irrt...

Heute morgen wurde ich von meinem schnurrenden Grossen geweckt und genoss noch etwas Schmusen zum Aufwachen, als ich merke, dass sich ein weiteres Fellbündel zwischen meinen Beinen niederlässt. Ich denke mir zunächst nichts dabei, weil das Gandhis Platz ist und er gerne am Morgen zum Schmusen kommt. Erst als der Grosse irritiert zu meinen Beinen schaut und mir auffällt, dass Gandhis übliches lautes Schnurren fehlt, ahne ich Böses. Tatsächlich sitzt Madame zwischen meinen Beinen... Der Grund: Die Jungs hatten alle ihre Häuflein im unteren Bad ins Kistlein gesetzt und Madame war das too much. Das andere Kistlein war sauber, aber eine Etage nach oben zu laufen, ist offenbar eine unzumutbare Zumutung. Dann schon lieber ins Bett vom Frauchen pissen, sich hinterher beschimpfen lassen und den Rest des Tages in einer Mischung aus grösster Unschuldsmine, schlechtem Gewissen und gekränkter Eitelkeit verbringen.

Zum Glück passiert das nicht zu häufig und ich merke es frühzeitig, sodass ich „nur“ die Bettdecke waschen und trocknen muss. Mühsam ist es allemal...

Und dennoch: Ich hab sie gern, dieses eigenwillige Mistvieh von einer Katze ;-)

 

Es geht dem Ende entgegen... (20. Februar 2015)

Dass es irgendwann einmal kommen würde, das Ende, war klar, auch wenn ich mich immer geweigert habe, mich damit auseinanderzusetzen. Nun muss ich es.

Gestern war ich mit unserem Grossen beim Tierarzt, weil er wieder abgenommen hat – trotz Medikamenten und obwohl er gerade viel frisst und nach aussen hin gut drauf ist. Aber innen sah es dann leider anders aus. Er hat nur noch wenige Wochen zu leben und wir stehen nun vor der Aufgabe, ihm diese Zeit so schön wie möglich zu machen. Das ist so unsäglich schwer und ich würde dem am liebsten aus dem Weg gehen. Ist das Feigheit oder Egoismus oder normal? Ich weiss es nicht. Wie findet man den Weg zwischen „die gute Zeit, die er noch hat, zu geniessen“ und „beobachten, ob sich sein Zustand verschlechtert“, ohne dass man sich bei jedem Zucken und Grunzen gleich hintersinnt? Im Moment, in dem ich das schreibe, liegt er wie immer schnurrend zwischen meinen Armen und wirkt total ruhig und zufrieden. Will er mich beruhigen oder geht es ihm wirklich noch so gut?

Heute Nacht ist mir eingefallen, dass ich ihm, als er noch ganz klein war, etwas versprochen hatte. Wir haben einen Deal gemacht: Er wird alt, dafür werde ich mich dann ganz besonders um ihn kümmern und ihn pflegen. Dieses Versprechen muss ich nun einlösen, auch wenn ich gerade nicht weiss, wie das gehen soll.  

 

 

 

 

 

 

Marotten einer Katzenmutter (13. Februar 2015)

Ja, ich gebe es zu, ich hänge sehr an meinen Viechern. Ist bei diesen herzigen Exemplaren aber auch kein Wunder, oder? Und gerade weil ich so an ihnen hänge, bin ich immer um ihr Wohl besorgt. Manchmal vielleicht etwas überbesorgt? Kann sein, aber Frau denkt sich stets etwas dabei ;-) Als Beispiel sei hier von meiner neusten Marotte berichtet.

Mein ältester Perser hat seit einer Weile IBD (das ist so etwas ähnliches wie Morbus Crohn) und wird daher nicht nur spezial- und extragefüttert, sondern immer wieder einer Gewichtskontrolle mit der eigens dafür angeschafften Babywaage unterzogen, damit ich sehe, ob er zunimmt, was schön wäre, oder abnimmt, was weniger gut ist. Ich war mit meinen Massnahmen recht zufrieden, bis mein Mann neulich sagte: „Woher weisst Du eigentlich, dass auch wirklich nur er frisst, was Du ihm am Abend an seinen Platz stellst, und er nicht Hilfe von Gandhi hat?“ Gute Frage. Madame konnte schnell aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen werden, weil sie das Spezialfutter für ungeniessbar hält und sich ihm nur auf maximal 30 Zentimeter nähert, bevor sie angewidert das Weite sucht. Mufti wäre leicht überführbar, weil er mit seiner platten Schnauze mehr aus dem Napf schmeissen als essen würde, und die Umgebung ist immer sauber. Aber Gandhi???

Ein Bekannter hatte die beste aller Ideen überhaupt: eine Wildkamera. Die hab ich einige Nächte in der Nähe des Napfes aufgestellt und sie macht Bilder, sobald sich etwas in ihrem Sensorenbereich bewegt. Wer sich dem Napf nähert und frisst, wird abgelichtet, und das sieht dann so aus:

Weihnachten mit einem Prachtkater ( Januar 2015)

In diesem (also vielmehr schon im letzten) Jahr waren mein Mann und ich an Weihnachten für einmal nicht bei den Verwandten, sondern zuhause und hatten Besuch. Die Weihnachtsdeko hat uns einiges Kopfzerbrechen bereitet, denn im Gegensatz zu vielen anderen Menschen haben wir es nicht so mit Deko. Und dann muss Deko auch noch katzengerecht sein, also nicht essbar, nicht umwerfbar, nicht bespielbar und nicht bekletterbar – zumindest in der Theorie und wenn die die hinhaut, dann in der Praxis möglichst ohne negative Folgen. Diese Hürde haben wir gut gemeistert, würden wir sagen, aber wir hatten die Geschenke vergessen! Die waren schön mit Bändchen, Kugeln und allerlei Schnickschnack verziert. Wer zuerst den Gabentisch gestürmt hat, wäre damit wohl auch geklärt ;-) Heloise und Gandhi schnuffelten und kletterten zwischen all den Päckchen herum und hätten mit dem Auspacken schon einmal begonnen, hätten wir die ganze Versuchung nicht kurzerhand zugedeckt. Als es dann endlich soweit war, hatten wir beim Auspacken natürlich tierisch viel Hilfe. Gandhi stahl sich irgendwann eine der Kugeln, mit denen ein Geschenk verziert war, und sauste damit noch Stunden später durch die Wohnung. Er schien mit Weihnachten sehr zufrieden gewesen zu sein: viel unerwartetes Spielzeug (oder was er dafür hielt), eine Extraportion Rossfleisch und streichel- und spielwillige Besucher. Was will so ein Prachtskater mehr?

Klar ist nur, dass man nach getaner Arbeit auch an sich selbst denken muss. Oder war Gandhi etwa so schmutzig? ;-)

Unserem Grossen geht es derweil gut. Er frisst, schmust, schnurrt und ist bei uns, als wäre alles in bester Ordnung. Auch geht er immer noch auf die Dachterrasse oder den Balkon, geniesst die Sonne oder stellt den Vögeln nach. 

Ich bin selbst erstaunt, aber ich kann die Momente mit ihm geniessen und empfinde kaum Traurigkeit, wenn er bei mir ist. Möge dieser für uns beide schöne Zustand noch eine Weile anhalten!

Hieronymus, mein Grosser (04. März 2015)

Es fühlt sich noch so unwirklich an, aber Hieronymus ist nicht mehr da. Nachdem er seit Sonntag Abend zunehmend müder wurde, weniger frass und gestern selbst nicht mehr auf den Balkon in die Sonne wollte, haben wir beschlossen, mit ihm am Abend zum Arzt zu gehen. Er konnte am Morgen noch eine lange Weile schnurrend zwischen meinen Armen auf dem Schreibtisch liegen und wirkte zufrieden und das war schön. Aber es war klar, dass seine Zeit gekommen ist. Vielleicht hätte er sich noch ein paar Tage rumschleppen können, aber das wäre für uns alle kein Zustand gewesen. So durfte er nach einem Tag, an dem wir nochmals alle seine Rituale vollzogen haben, friedlich in meinen Armen einschlafen und ich danke unserem Tierarzt, Herrn Mettler, herzlich, dass er das so ruhig, anteilnehmend und würdevoll gemacht hat.

Was bleibt sind nun Erinnerungen, die momentan einfach nur weh tun - eben weil es Erinnerungen und keine Realitäten mehr sind. Er war die einfühlsamste, grosszügigste und tollste Katze, die ich je hatte. Immer nahm er meine Stimmungen auf und reagierte entsprechend, zeigte mir, wenn Menschen es nicht ehrlich mit mir meinten, oder stand einfach da und legte seine Pfote auf meinen Arm, wenn ich noch nicht einmal wusste, dass gleich eine schlechte Nachricht eintreffen würde. Irgendwie spürte er das immer und war dann bei mir, so wie ich es brauchte. Er zeigte mir aber auch klar, wenn ein Mensch gut für mich war. Vor Fremden hatte er beispielsweise immer eher Scheu. Aber als mein jetziger Mann zum ersten Mal in meiner Wohnung war, sprang er ihm nach 2 Minuten auf den Schoss und blieb dort liegen.

Zu seiner Grosszügigkeit fällt mir eine Situation ein, bei der er etwa 2 Jahre alt gewesen sein dürfte. Ich musste für ein Wochenende einen kleinen Kater zu mir nehmen, der das natürlich wenig lustig fand und nur fauchend und schreiend durch die Zimmer lief. Hieronymus hat ihn immer mit gutem Abstand verfolgt und durch sanftes Miauen versucht zu beruhigen, aber der Kleine wollte nicht. Irgendwann lief der Grosse davon, holte sein Lieblingsspielzeug aus einer Ecke und schob es ihm ganz vorsichtig mit der Pfote hin. Erst als selbst das nichts nutzte, ging er und liess ihn in Frieden.

Auch fiel mir sehr schnell auf, dass er enorm lernbereit war, und so kam ich durch ihn überhaupt erst auf die Idee, den Katzen kleine Kunststücke beizubringen wie Pfötchengeben, Männchenmachen, Apportieren, den Hals lang machen, damit ich sie dort besser bürsten kann, oder auf meinen Arm zu springen, wenn ich mich nicht nach ihnen bücken will.

Nachdem er nun fast auf die Woche genau 14 Jahre bei mir war, wird er mir unsäglich fehlen. Vor allem sein Schnurren, wie ich es noch bei keiner Katze gehört habe. Es war so sonor und gleichmässig, sehr präsent ohne aufdringlich zu sein, man hörte kaum einen Unterschied zwischen dem Ein- und Ausatmen. Dieses Schnurren hat mich so oft beruhigt und ich hoffe, es bleibt mir noch lange im Gedächtnis.

Vielen Dank, mein Grosser, dass Du so lange bei mir warst und mir immer, selbst gestern Abend noch, so viel Kraft gegeben hast!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ist ein Abschied nicht genug? (01. März 2015)

Nachdem ich erst vor knapp einer Woche hier berichten musste, dass mein Grosser nicht mehr lange zu leben hat, kommt nun die nächste traurige Nachricht: Auch Ambrosius, der jüngere Perser, wird nicht mehr lange bei uns sein. Er hat wie Hieronymus Zysten und Tumo-re, allerdings noch nicht so weit fortgeschritten. Bei ihm geht der Arzt von 2-3 Monaten aus, beim Grossen sind es 2-3 Wochen, wenn man das überhaupt abschätzen kann.

Wir sind fassungslos und unsäglich traurig. Vor ein paar Wochen haben wir überlegt, noch eine fünfte Katze zu uns zu holen, nun müssen wir in kürzester Kürze gleich zwei abgeben. Die Krankheit ist zwar alters- und rassebedingt, meinte der Tierarzt, aber dass es ausgerech-net beide gleichzeitig erwischt, ist wohl der schrecklichste aller Zufälle. Für Gandhi und Heloise wird besonders der Tod von Ambrosius schwer werden, weil beide sehr an ihm hängen, geputzt werden und immer wieder auch seine Nähe zum Schmusen suchen. Er war für sie von Anfang an eine Art Ersatzkatzenmutter und ist es noch heute, wie das Bild im letzten Bericht zeigt. Aber es wird für uns alle furchtbar werden, ich mag mir das noch gar nicht wirklich ausmalen.

Nun gilt es, zwei zu pflegen, so lange sie es brauchen und es gut für sie ist, und über allem Kummer und der Sorge um die Sterbenden die Lebenden nicht zu vergessen. Auch sie brauchen gerade viel Zuwendung und Aufmerksamkeit, mehr als sonst, meine ich. Sie stellen allerhand Unsinn an, toben wie wild und wollen mich zum Spielen animieren. Ob das der Frühling ist oder ihre Art, mit der Situation umzugehen und auf meine Stimmung zu rea-gieren, weiss ich nicht. Aber sie schaffen es dennoch, mir immer wieder ein Lächeln abzu-ringen und mich für kurze Zeit abzulenken. Katzen sind einfach unglaubliche Wesen, das erlebe ich momentan besonders intensiv.

 

 

 

 

 

Zwei, die sich gefunden haben (22. Februar 2015)

Dass unser jüngerer Perser sich für die „Pflege“ des Nachwuchses zuständig fühlt, habe ich in einem der früheren Beiträge ja schon geschrieben. Heute musste ich einmal mehr schmunzeln, als er zusammen mit Gandhi neben mir auf meinem Lesesessel sass und den kleinen Riesen so eifrig putzte. Wer das mehr geniesst, ist nach wie vor nicht klar:

Gandhi, mein kleiner Gärtner (10. März 2015)

Jetzt, wo der Frühling so bestechend schön und wärmend zu uns gekommen ist, gibt es auf dem Balkon und der Dachterrasse so einiges zu tun. Für Gandhi, der sich schon immer sehr für Pflanzen interessiert hat (siehe die Berichte aus dem Jahr 2013), ist das eine besonders lustige und anstrengende Zeit, denn als mein kleiner Gärtnergehilfe will er an den Arbeiten beteiligt sein, falls er nicht gerade voller Freude mit Heloise und Ambrosius zwischen den Töpfen und Kübeln herumtobt, sich in der Sonne wälzt oder kleines Getier jagt. Nicht selten greift er dann korrigierend ein, wenn für ihn etwas nicht stimmig ist ;-)

Am Wochenende hab ich beispielsweise die Ziergräser zurückgeschnitten und alles auf einen schönen Haufen gelegt, damit es für die Entsorgung zerkleinert werden konnte. Gandhi beobachtete das eine Weile, trabte dann auf den fast einen Meter hohen Haufen zu und befand, dass das so nicht in Ordnung sei. Er machte kehrt, nahm Anlauf und stürzte sich mit vollem Körpereinsatz rein und innert Sekunden war mein sorgfältig geschichteter Stapel zerfleddert und verstreut – der kleine Gärtner zog sichtlich zufrieden wieder von dannen. Bäumchen, die beschnitten wurden, mussten eingehend beschnuffelt und nachkorrigiert, sprich: angeknabbert werden; Töpfe, die mit neuer Erde aufgefüllt wurden, hat er genaustens mit Schnauze und Pfoten inspiziert, denn da könnte ja was Spannendes vergraben sein!

Nach seinen Ausseneinsätzen ist er dann meist müde und schläft zufrieden auf seinem Kratzturm. Wie praktisch, dass er dafür sein Kopfkissen immer dabei hat ;-)

Ja, es ist ein schöner Frühling, auch wenn oder gerade weil er für uns mit Blick auf Hieronymus und Ambrosius schwer begonnen hat. Aber wir geniessen ihn dafür um so mehr und sind dankbar für all das Schöne, was er bereit hält. 

Palladius, der Neue (19. März 2015)

Seit wir wissen, dass Hieronymus und Ambrosius krank sind, sind wir wieder intensiver dran, nach neuen Kätzchen Ausschau zu halten. Es kann für die beiden keinen Ersatz geben, dafür ist jedes Tier zu einzigartig, aber es müssen Nachfolger, Neue her, damit die Schar wieder voll ist. Vor allem mein Mann hat grossen Eifer an den Tag gelegt und sich stundenlang im Internet schlau gemacht, weil er dieses Mal die Rasse aussuchen wollte. Meinetwegen, solange sie nur pelzig, wuschelig und auf dicken, möglichst behaarten Pfoten daherkommen. Und so haben wir uns recht schnell auf die Rasse der Sibirischen Katzen geeinigt und am letzten Wochenende schon eine Züchterin im Tessin besucht, die herzige kleine Fellnasen hatte. Am liebsten hätten wir alle eingepackt, aber wir haben uns für ein kleines Katerchen entschieden, welches dann ab Ende April bei uns als Palladius einziehen wird. Und das ist der allerliebste Fratz:

Er hat gleich bei der ersten Begegnung mit uns gespielt und ist nach einer Weile schnurrend auf meinem Schoss und in den Armen meines Mannes eingeschlafen. Keine Spur von Scheu, er schien gleich mit uns zufrieden gewesen zu sein und wir können es nun natürlich kaum abwarten, bis es endlich soweit ist!

Wir hoffen auch, dass Ambrosius dann noch fit ist, denn er hatte sich bislang immer so rührend um die Neuankömmlinge gekümmert, dass es schön wäre, wenn Palladius ebenfalls in den Genuss käme. Gestern fiel mir wieder ein, dass Gandhi in der zweiten Woche bei uns sogar versucht hatte, an seinen Zitzen zu trinken. Er lag schnurrend und milchtretend an seinem Bauch und saugte natürlich vergeblich alle Zitzen ab, während Ambrosius regungslos dalag und den Kleinen gewähren liess. Ja, das ist unser Mufti! Momentan geht es ihm gut, so gut sogar, dass ich teilweise fast vergesse, dass er krank ist. Es soll noch möglichst lange so bleiben!

Nun müssen wir uns nur noch in Geduld üben, bis die Kleinen auszugsbereit sind. Bei Palladius wird es wohl am 26. April soweit sein, bei dem 10 Tage jüngeren Gnophos etwa Mitte Mai. Wir können es kaum abwarten und sind sehr gespannt, wie die anderen drei das aufnehmen werden und wie sich alle aneinander gewöhnen. Ambrosius kümmert sich sicher wieder rührend um die Kleinen und spielt das Ersatzmami; Heloise wird wohl erstmal wieder ihrem Namen „Zicke“ alle Ehre machen, not amused sein und es dann aber doch ganz gut finden und für Gandhi wird es bestimmt/hoffentlich toll, zwei kleine Spielgefährten zu haben, mit denen er hemmungslos toben und kämpfen kann, ohne dass er nach 2 Minuten angezickt wird oder dass das Gegenüber zwar spielwillig wäre, aber einfach nicht mehr schnell und ausdauernd genug ist für ihn. Wir werden es sehen ;-)

 

 

 

 

Nestbautriebe (23. März 2015)

Sicher haben einige schon von dem Phänomen „Nestbautrieb“ gehört. Auch wenn es wissenschaftlich nicht wirklich nachgewiesen zu sein scheint, sind davon werdende Eltern befallen, die dann in der Folge Einkäufe über Einkäufe tätigen, planen und zuhause werkeln, damit ja alles bereit ist für die Ankunft des neuen Familienmitgliedes. Das kann auch Menschen treffen, die auf tierischen Nachwuchs warten, wie ich festgestellt habe.

Meinerseits kreisen die Gedanken darum, ob sich die neu zusammengesetzte Katzenschar auch gut versteht und aneinander gewöhnt, welches Futter am besten ist, wie ich möglichst lange sicherstellen kann, dass jedes Schnäuzchen das für es vorgesehene Futter frisst, wo das Babykatzenklo aufgestellt wird und so weiter. Zukunftsmusik also.

Meinen Mann dagegen treibt anderes um. Er wollte einmal mehr ein neues Bettchen für den Nachwuchs kaufen, wie er es damals auch bei Gandhi getan hatte (siehe dazu den allerersten Eintrag im Blog aus dem Jahr 2013). Nachdem nun aber schon zwei solche Höhlen hier rumstehen, die kaum oder nicht mehr benutzt werden, konnte ich ihn gerade noch von der Anschaffung einer dritten abhalten. Aber damit war der Nestbautrieb nicht befriedigt. So ganz ohne Hintergedanken schickte ich ihm dann vor einigen Tagen ein Bild von einem Kratzbaum. Das Thema ist bei uns ja etwas heikel, weil ich eher an die Nutzbarkeit für die Viecher denke, während mein Mann zuerst die Designkontrolle aktiviert. Die ist recht streng und es fallen eigentlich die meisten Stücke durch, nicht immer zu Unrecht, wie ich gestehen muss. Die Idee meines neusten Fundes wurde jedoch grundsätzlich genehmigt, wenn auch mit dem Hinweis versehen, man könne das selbst bauen. „Man könne“ heisst in diesem Fall „er wird“ und der Leser ahnt nun schon, wie es weitergeht.

Am Samstag fuhr mein Mann also in den Baumarkt und brachte das Material mit: nicht wie ursprünglich geplant Holz zum Verarbeiten, sondern fertig zusammengebaute Hocker aus Massivholz. Diese wurden dann nach eingehender Planung, in die ich auch einbezogen wurde, übereinander geschraubt, mit etwas Filz belegt – und was soll ich sagen: die Katzen lieben das Ding! Heloise war schon vor der Verschraubung kaum noch davon zu trennen, nun liegen sie in unterschiedlichen Konstellationen ständig drin und scheinen äusserst zufrieden mit uns zu sein. Und so sieht das Ergebnis des Nestbautriebs aus:

Ich musste nur lachen, denn ich hatte schon länger mal den Wunsch geäussert, einen Kratzbaum in den Wintergarten zu stellen, damit die Kleinen von dort in erhöhter Position die Vögel besser beobachten können, ohne dafür gleich unseren Esstisch als Liegefläche zu benutzen. Aber da hiess ist immer: „Kommt nicht in Frage, der Wintergarten bleibt ohne Kratzbaum!“ Als ich am Wochenende dann mal schüchtern fragte, was denn nun aus diesem Satz geworden sei, bekam ich zur Antwort: „Das ist etwas ganz anderes. Das ist kein Kratzbaum, das ist ein Aussichtsturm für unsere Katzen.“ So, so ;-))

Gnophos, der andere Neue (13. April 2015)

Vor einigen Wochen konnte ich schon über unseren ersten geplanten Zuwachs berichten, Palladius, nun steht auch der zweite fest. Es ist wieder ein Sibirischer Kater, sein Name wird Gnophos sein. Und weil ich schon mehrfach nach den ungewöhnlichen Namen gefragt wurde, kommt hier eine kleine Erklärung.

Palladius ist nach einem um 400 lebenden christlichen Schriftsteller benannt, der ein sehr interessantes Buch über die Wüstenmönche und Eremiten im Raum Ägypten geschrieben hatte. Ich las es gerade, als wir auf den kleinen Kater aufmerksam wurden, und weil mein Mann spontan auch eine positive Assoziation mit dem Namen hatte (er dachte an den Renaissance-Architekten Andrea Palladio), waren wir uns schnell einig.

Gnophos heisst mit vollem Namen Gnophos hyperphotos, was soviel wie ‚überlichtes Dunkel’ bedeutet. Aber als Rufname genügt natürlich Gnophos, das Dunkel. Das ‚überlichte Dunkel’ ist in einem meiner Lieblingstexte (etwa Anfang 6. Jh.) eine Bezeichnung für Gott. Der Name hat also eine absolut positive Bedeutung und nichts gemein mit ‚Finsternis’, was im modernen Sprachgebrauch ja sehr negativ besetzt ist. Er passte aber auch so schön zu dem kleinen Kater mit seinem dunklen Fell und den markant hellen Flecken im Gesicht, oder?

Sonnenanbeter (22. April 2015)

Nicht nur wir Menschen geniessen den Frühling, auch unsere Vierbeiner freuen sich sichtlich über die warme Sonne. Die einen so, die anderen so.

Ambrosius geht es wie man sieht gut und er kümmert sich nach wie vor ganz rührend um Gandhi. Wenn der kleine Riese sich zu ihm legt, unterbricht er sogar die eigene Körperpflege und widmet sich genussvoll dem Fremdputzen.

 

Aber bald ist es mit der Ruhe vorbei, denn am nächsten Sonntag können wir Palladius abholen, Gnophos folgt zwei Wochen später. Wir Zweibeiner freuen uns extrem und sind schon sehr ungeduldig, während die Vierbeiner sich noch ahnungslos in der Sonne wälzen ;-)

Hier zwei aktuelle Bilder der beiden Neuen, die sich prächtig entwickeln und äusserst lebhaft sind. Gnophos, den wir letztes Wochenende nochmals besucht haben, spielt auf meinem Schoss hemmungslos mit der Schnur meines Hemdes, Palladius hat sich ein ganz besonders tolles Plätzchen gewählt ;-)

Palladius at home (27. April 2015)

Gestern durften wir ja endlich unseren kleinen Palladius im Tessin abholen und es ist fast unglaublich, was wir mit dem Kleinen erlebt haben. Es hat sich einmal mehr bestätigt, dass Tiere sich ihre Besitzer aussuchen, auch wenn mir in seinem Fall nicht klar ist, wie das gegangen ist. Scheint wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein ;-)

Wir hatten ihn ja am 14. März das erste Mal besucht, wo er schon so zutraulich war. Gestern kamen wir in die Wohnung der Züchterin, ich stellte den Transportkäfig ab, hockte mich auf den Boden und der erste, der sofort angerannt kam, auf meinen Schoss sprang und sich an meinen Bauch kuschelte, war unser Palladius. Nach ein paar Streicheleinheiten setzte er sich auf den Transporter und schaute uns mit einer Mine an, als wollte er sagen: „Endlich seid Ihr da! Können wir nun los?“ Das war wirklich unglaublich und wir hatten den Eindruck, als hätte er richtiggehend auf uns gewartet. Während der Autofahrt war er sehr ruhig und schlief oder döste die meiste Zeit friedlich auf meinem Arm. Ab und zu ein kleines Miauen, aber er liess sich sofort wieder beruhigen, schnurrte, döste, schlief, schaute uns zufrieden an – wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Auch hier zuhause schien er sich gleich wohlzufühlen. Er verkroch sich nur kurz, um etwas zu schlafen, dann lief er herum und inspizierte die Räume. Vor den Katzen hatte er noch Angst und schaute sie lieber aus der Ferne an, aber das legte sich sehr schnell. Sie beobachteten sich gegenseitig sehr interessiert und beim Spielen vergass er seine Angst immer mehr, so dass er heute morgen sogar schon etwas mit Gandhi gespielt hat und sich von Ambrosius beschnuffeln liess. Nur kurz, dann faucht er, vergisst das aber sofort wieder und saust weiter auf seiner Erkundungstour. Das eigens für ihn aufgestellte Babykatzenkistlein mit dem gewohnten Streu wird natürlich ignoriert (gut hab ich das am Samstag noch in letzter Minute gekauft...), er benutzt seit heut morgen das der Grossen mit dem fremden Streu als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Er frisst auch sehr gut, hat schon kapiert, dass er für sein Nassfutter in den oberen Stock laufen muss, und schmust wie verrückt mit uns. Nicht nur heute Nacht im Bett, sondern auch sonst immer wieder: Er reibt sich mit vollem Körpereinsatz an uns, gibt Köpfchen, macht den Milchtritt neben uns, schaut uns intensiv und lange in die Augen und rennt mit hocherhobenem Schwänzchen auf uns zu, wenn wir ihn beim Namen rufen. Wirklich allerliebst und höchst erstaunlich, er hat keine einzige Sekunde gefremdelt!

Die anderen Kater haben ihn auch gut aufgenommen, vor allem Gandhi macht das hervorragend und ich bin richtig stolz auf ihn! Ambrosius ist ja schon fast ein Routinier in der Hinsicht, aber Gandhi hat sich von Anfang an instinktiv richtig verhalten. Er war äusserst vorsichtig, interessiert ohne aufdringlich zu sein, liess sich durch kein Fauchen oder Knurren aus der Ruhe bringen, gab Palladius beim Spielen immer den Vortritt und legte sich oft auch nur mit etwas Abstand neben ihn, damit sie sich gegenseitig beobachten konnten. Das freut mich natürlich besonders, denn der Plan, mit den Kleinen Spielgefährten für ihn zu haben, scheint aufzugehen. Die Anfänge sind jedenfalls sehr vielversprechend und ich ertappe mich dabei, wie ich zu Gandhi immer wieder „mein Grosser“ sage, wenn ich ihn lobend streichle. Ja, er ist nun mein Grosser, dank dem Kleinen.

Auch die Dame des Hauses macht das sehr gut. Zwar ist sie noch immer recht misstrauisch und ängstlich und sucht lieber das Weite, wenn sie Palladius sieht, aber sie taut auf und traut sich immerhin schon, in den gleichen Raum zu gehen wie er. Das ging schneller als damals bei Gandhi und lässt auch für die zweite Zusammenführung in zwei Wochen hoffen. Wenn sie sich versehentlich zu nahe kommen, fauchen und buckeln beide, aber es gibt keinerlei Aggressionen und das ist die Hauptsache.

Fazit: Wir sind heute alle etwas müde, aber zufrieden, sehr glücklich und gespannt auf die weiteren Entwicklungen.

 

Hier noch ein paar Bilder von gestern und heute. Dass er darauf nur in zufriedenen Ruheposen zu sehen ist, liegt ganz einfach daran, dass er ansonsten so schnell saust und spielt, dass ich davon bislang fast nur verwackelte Bilder machen konnte. Ich gelobe Besserung ;-)

 

ein Selfie von der Heimreise

ein kleines Schläfchen unter Beobachtung

beim Beobachten eingeschlafen

Kampfschmuser (29. April 2015)

Oft hat man (und hab auch ich schon) über eine Fellnase gesagt, sie sei ein Kampfschmuser. Heute Nacht im Bett hab ich mir dann überlegt, was man darunter eigentlich versteht. Normalerweise ein Tier, das immer schmusen möchte und seinen Besitzer auf dieses Bedürf-nis hartnäckig aufmerksam macht. Bei unseren kleinen Palladius kommt da noch eine Kleinig-keit hinzu, denn er versteht den ersten Wortteil sehr wörtlich ;-) Mitten in der Nacht wird er zwischen unseren Kissen wach und dann überfällt ihn dieses unbeschreibliche Verlangen nach Nähe. Mal lässt er das an mir, mal an meinem Mann aus, nicht selten auch an beiden. Heute Nacht um 2 Uhr war ich mal wieder an der Reihe. Zuerst stiess er mir sein nasses Näs-chen an meines, rieb es dann mitsamt seinem Kopf durch mein Gesicht, tapste mit den Pfoten hinterher, legte sich über mein Gesicht, rutschte wieder runter – und es ging wieder und wieder von vorne los: Näschen, Kopf, Pfötchen, restlicher Körper, Abrutschen etc. 

Man versucht natürlich, diese Wucht (immerhin 1.7kg) mit der Hand etwas abzumildern, aber dann sind die Finger dran. Er schleckt, kratzt und beisst, windet sich durch die Hand, schmeisst sich wieder auf’s Gesicht – und schiesst dann wie ein Pfeil unter die Bettdecke, wo es weitergeht. Stossen, Treten, Kratzen, Beissen, Winden, Sichentlangziehen von der Brust bis zu den Knien und zurück und alles begleitet von einem lauten Schnurren, das man dem kleinen Fratz nicht zutrauen würde. Kratzen und Beissen sind natürlich seine Art der Liebesbekundungen, aber bei den messerscharfen Zähnchen und Krallen ist es für uns sicher nicht einmal halb so lustig wie für ihn. Und auch hier gilt: Je mehr man das versucht abzumildern, desto mehr spornt ihn das an. Denn Abmildern heisst, seine Zähne und Krallen und damit schlussendlich ihn etwas auf Distanz zu halten, und das geht in der Phase so gar nicht! Ein Kampfschmuser ist offenbar einer, der beim Schmusen kämpft – vor allem mit dem zu beschmusenden Objekt. Würde man ihm bei diesem Bild gar nicht zutrauen ;-)

Palladius, der Unerschrockene (05. Mai 2015)

In den letzten Tagen hat der kleine Palladius mal wieder gezeigt, was eine unerschrockene Forschernatur ist. Wir haben das erste Mal den Staubsauger angeworfen, hatten Übernach-tungsbesuch mit Kleinkind und der erste Gang auf die grosse Dachterrasse stand an. Wie er das gemeistert hat?

Beim Staubsaugen sprang er auf den Schlitten und liess sich ziehen oder schnuffelte am Rohr und der Düse, weil er sehen wollte, wohin alles eingesaugt wird; der laufende Motor und der Luftzug haben ihn dabei nicht die Bohne irritiert. Mit dem Besuch hat er ausgiebig geschmust und gespielt, das Schreien des Kindes liess ihn ruhig weiterschlafen und die Dachterrasse ist er gestern abgelaufen, als sei er schon immer da gewesen. Besonders toll waren natürlich all die Tierchen, denen man dort auflauern und nachstellen konnte – und dazu zählten nicht nur solche mit mehr als vier Beinen und Flügeln ;-) Etwa eine Stunde lang tobte er mit Gandhi, Ambrosius und Heloise zwischen den Töpfen herum und ich hatte den Eindruck, dass nun auch Madame zufrieden war mit dem Zwerg. Sie beobachtete ihn aufmerksam, lief ihm hinterher und animierte ihn immer wieder zum Spielen, bis ich die Bande zum Nachtessen rief. Denn so ausgeprägt sein Spieltrieb auch sein mag, wenn es etwas zu Essen gibt, kommt er angerannt. Er hat nun schon ordentlich an Gewicht zugelegt und ich bilde mir ein, er sei auch schon etwas gewachsen, aber das ist natürlich schwer zu sagen, wenn man ihn jeden Tag sieht.

Jedenfalls hat er sich, wie damals auch Gandhi, bestens integriert und lernt so langsam Regeln kennen, wobei er hier klar zwischen zwei Gruppen unterscheidet. Die einen sind da, um ignoriert zu werden. Das sind die, die ein „Nein“ enthalten, und er schaut mich dann an als wollte er sagen: „Sorry, ich versteh Dich nicht und kann das daher leider auch nicht befolgen, denn ich komme aus dem Tessin und spreche nur Italienisch.“ Die andere Gruppe hat er schon am zweiten Tag verinnerlicht und versteht dann wundersamerweise auch Deutsch, denn sie drehen sich ums Essen, Fütterungszeiten und die entsprechenden Kommandos. Hier kann er richtig penetrant werden, wenn es nicht schnell genug geht oder er meint, er kriegt zu wenig. Ein süsser Fratz, aber auch eine echte Herausforderung. Denn ich ertappe mich schon dabei, dass ich um der besseren Verständigung willen meine wenigen Brocken Italienisch auspacke oder deutschen Sätzen einen italienischen Klang verleihe, damit er weiss, was ich von ihm will. Ob er mehr über mich lacht oder ich über mich selbst? Egal, wir haben grosse Freude an ihm und sind gespannt, wie Gnophos das am nächsten Sonntag machen wird.

Gnophos at home (11. Mai 2015)

Gestern Nachmittag war der grosse Moment gekommen: Gnophos durfte abgeholt und heimgeführt werden. Im Auto hatte ich ihn wie damals Palladius auch auf den Arm genommen, damit er während der Fahrt ruhiger und im neuen Zuhause zumindest schon mal mit einer Person vertraut war. Das hat sehr gut funktioniert, der Kleine war extrem zufrieden und döste zumeist ruhig vor sich hin. Zuhause haben die grossen Kater sehr gelassen reagiert, keine besondere Aufregung erkennbar, Heloise wollte lieber gleich wieder auf die Dachterrasse und Palladius, der bislang so Unerschrockene, hat erstmal ein kleines Fauch- und Knurrkonzert geliefert, von dem sich Gnophos zunächst nicht beeindrucken liess. Er erkundete sehr schnell die Wohnung, spielte und frass und ignorierte den fauchenden Kollegen erfolgreich. Am späteren Abend wendete es sich jedoch, denn dann wollte Palladius gerne näher schauen, was denn das für ein Zwerg ist, aber da wollte Gnophos nicht mehr und übernahm die Rolle des Fauchers und Knurrers. Und so ist es auch jetzt noch, knapp 24 Stunden nach der Zusammenführung: Mal faucht und knurrt der eine, mal der andere, aber sie sind nicht aggressiv oder gehen sich aus dem Weg. Im Gegenteil. Sie beobachten sich interessiert, spielen mit dem gleichen Spielzeug oder sogar miteinander (vor und hinter dem Duschvorhang oder auf und unter der Bettdecke), essen nebeneinander oder schlafen auch schon mal beide auf meiner Betthälfte in Sichtweite. Dann faucht und knurrt wieder einer, sie sausen auseinander, suchen bei uns Zuflucht und finden sich Minuten später schon wieder im Spiel und dem gegenseitigen Beschauen. Das alles geschieht unter den wachsamen Augen der grossen Katzen, wobei sogar Heloise gestern schon wieder sehr normal unterwegs war und mit allen in der Küche am Abend frass. Nur wenn die kleinen Sibirischen Herren ihr Knurr- und Fauchkonzert abhalten, ist sie irritiert und verzieht sich lieber auf die Dachterrasse ;-)

Nach 24 Stunden würde ich also sagen, dass die Zusammenführung einmal mehr gut verlaufen ist und wir freuen uns sehr über den kleinen Gnophos. Er wirkt sehr viel zartgliedriger und feiner als Palladius, ist ja auch 10 Tage jünger, aber er ist genauso zutraulich zu uns. Die ganze Nacht schlief er bei uns im Bett, hauptsächlich bei meinem Mann, schmuste und schnurrte und liegt im Moment, in dem ich schreibe, auf meiner linken Hand. Wenn er irgendwo in der Wohnung unterwegs ist und man ihn ruft, kommt er gleich angelaufen und macht mit seinen wirklich immens grossen Pfoten den Milchtreter auf dem Boden und will Köpfchen geben. Sehr süss ;-) 

Es gab nur einen Moment, in dem mein Mann und ich uns gestern kopfschüttelnd anschau-ten und „Oh, nein!“ riefen: Als er auf das Kistlein ging und einen Haufen vergraben wollte. Das ist an sich sehr löblich, würde er das nur nicht ganz genau so machen wie Ambrosius. Beide scharren und kratzen wie die Wilden, aber leider nicht im Sand, sondern über den Rand der Plastikbox! Das ist die effizienteste Methode, um möglichst lange möglichst viel Lärm zu machen, während sich in der Zeit der Geruch möglichst weit verbreiten kann, weil der Haufen unbedeckt bleibt. Über unseren Mufti haben wir uns schon so manche Nacht geärgert, wenn er mal wieder wie ein Besessener am Rand kratzte und kratzte und kratzte – bis wir aufgestanden sind und dem ein Ende bereitet haben. Und nun hat Gnophos die gleiche Macke, hurra... :-/

Aber ich will nicht klagen, er macht das ansonsten tipptopp und die „sibirische Kommunikation“ wird sich wohl auch bald normalisieren ;-)

 

Hier noch ein paar Bilder von den Anfängen:

zufrieden auf der Heimfahrt und in unserem Bett schlafend...

auf grossen Pfoten die Welt erkundend...

Sibirische und andere Freundschaften (24. Mai 2015)

Nun ist es schon wieder zwei Wochen her, dass der kleine Gnophos zu uns gekommen ist, und nach den ersten Startschwierigkeiten der beiden jungen Herren kann ich mit Freude berichten, dass aus der Sibirschen Kommunikation, die ja mehrheitlich aus Fauchen und Knurren bestand, eine echte Sibirische Freundschaft geworden ist.

Sie fressen aus einem Napf, putzen sich gegenseitig, kuscheln und schlafen bisweilen beieinander und sind sogar schon soweit synchronisiert, dass selbst ihre Verdauung aufeinander abgestimmt ist: Wenn der eine auf dem Kistlein sitzt, kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innert weniger Sekunden der andere angerannt und erledigt im gleichen Kistlein das gleiche Geschäft. Sie sassen auch schon zusammen drin und haben sich beim Pieseln gegenseitig zugeschaut ;-)

Wie es zu dem Gesinnungswandel kam? Ausschlaggebend war meiner Meinung nach der erste Tierarztbesuch, den sie wenige Tage nach der Ankunft von Gnophos gemeinsam durchgestanden haben. Die Autofahrt in den Transportkäfigen fanden sie natürlich wenig lustig und demonstrierten das durch herzerweichendes bis ohrenbetäubendes Geschrei. Beim Tierarzt selbst waren sie zwar aufgeregt, aber die Neugier siegte, zumal sie dort feine Leckerlis angeboten bekamen, was besonders Palladius erfreute. Nachdem der ausgiebig von der Paste geschleckt hatte, war sein Fokus voll auf die Praxisassistentin und das Regal eingestellt, in dem sie die Tube wieder versorgt hatte. Beides wurde dann so lange ange-maunzt, bis man ihm die Tube wieder anbot und er weiterschlecken durfte. Gnophos genoss in der Zeit die Untersuchung durch unseren Tierarzt hörbar. Er schnurrte so laut, dass dieser Mühe hatte, die Herztöne zu kontrollieren. In der Aufregung hatten sie jedenfalls ihre gegen-seitige Abneigung vollständig vergessen und ich musste sie auf dem Heimweg sogar in eine Transportbox stecken, weil sie getrennt voneinander ein solches Geschrei und Theater veranstaltet haben, dass ich beim besten Willen nicht mehr fahren konnte.

Seitdem rückten sie immer enger zusammen, was natürlich auch zur Entspannung der drei grossen Katzen beitrug. Gandhi freut sich über seine beiden kleinen Spielgefährten, Ambrosius darf nun alle putzen, Heloise findet die Kleinen am tollsten, wenn sie ihnen draussen auf der Dachterrasse begegnet, weil sie dann mit ihnen toben kann, und die beiden jungen Herren geniessen auf ihre Weise den Kontakt miteinander und zu den Grossen: putzend, schlafend, fressend und spielend.

Sie haben sich also beide bestens eingelebt, auch wenn sie sich leider noch nicht so ganz an unseren Schlafrhythmus gewöhnt haben und ein Nein für sie nach wie vor eine Aufforderung ist, die Handlung gefühlte 100 Mal zu wiederholen. Der Hinweis, dass wir nun alle ins Bett gehen, bedeutet für sie, dass sie erstmal ihre Abendleckerlis kriegen und dann mindestens eine halb Stunde in der Wohnung weiter herumtoben – vorzugsweise auf und unter unserem Bett. Das ist natürlich auch der liebste Spielplatz ab 5 oder 6 Uhr am Morgen. Wo auch sonst, unsere Wohnung ist ja sooooo klein... Und wenn sie sich nicht tobend in den Morgenschlaf drängen, dann mit milchtretenden Pfoten, nassen Schnäuzchen und lautschnurrendem Restkörper, die an uns und auf uns ausgebreitet werden.

Kampfschmuser eben, aber allerliebste ;-) 

Sibirische Macken (02. Juni 2015)

Die letzte Nacht war wieder einmal sehr kurz. Palladius hat den Kampfschmuser raushängen lassen, was eigentlich ja ganz süss ist, aber nicht um 3.30 Uhr in der Frühe! Nachdem er sich also eine Stunde lang lautest schnurrend ausgetobt hat, kam sein kleiner Freund Gnophos dazu. Und wie die beiden Herren das Schmusen zur kämpferischen Disziplin erhoben haben, tun sie das auch mit ihrem Spiel: besonders heftig, besonders lange und am liebsten an unmöglichen Orten und zu unmöglichen Zeiten. Heute war mal wieder das Bett der bevorzugte Einsatzort. Mein Mann hat gegen 4 Uhr die Flucht ins Büro ergriffen, ich hab meine (in dieser Hinsicht ohnehin vergeblichen) Erziehungs- und Beruhigungsversuche gegen 6 Uhr aufgegeben, nachdem auch Gandhi und Ambrosius in das Treiben involviert waren, und bin auch aufgestanden. Und während die Menschen müde am Schreibtisch sitzen und sich versuchsweise auf die Arbeit konzentrieren, liegt Sibirien im Tiefschlaf, in Sichtweite natürlich, damit ich auch was davon hab...

Palladius ist nach wie vor ein Rabauke erster Güte. Er interessiert sich für alles, will alles haben und mitnehmen und so stahl er gestern unserer Putzfrau den Sack mit den gebrauchten Lappen und versteckte ihn kurzerhand unter dem Bett, nachdem er ihn aufgrund des Gewichtes nicht die Treppe hochziehen konnte. Auch übt das Geräusch von Wasser nach wie vor eine immense Anziehungskraft auf ihn aus. Wenn ich dusche, hab ich in der Regel einen kleinen Beobachter, der entweder auf dem Rand der Badewanne sitzt oder auch schon mal in diese reinspringt und unter den Strahl steht, wenn es etwas besonders Spannendes zu sehen gibt. In Begleitung sind wir übrigens auch auf dem WC. Er weiss, dass es dort Wasser gibt, und versucht ständig, in die Schüssel zu kommen. Das Spülen will er immer mitansehen und man muss echt aufpassen, dass er nicht reinspringt vor lauter Begeisterung! Womit er allerdings nicht so viel anfangen kann, ist das Säubern des Katzenklos. Wenn ich seine Häuflein entsorgen will, schaut er mich immer ganz irritiert an und der Blick sagt so etwas wie: „He, was soll das denn? Das hab ich grad so gründlich vergraben und Du buddelst das einfach wieder aus???“ Der Wäscheständer ist nach wie vor einer seiner Lieblingsplätze und wenn ich nicht aufpasse, räumt er ihn vor mir ab - natürlich ohne Falten, dafür mit viel Knitter ;-))

Gnophos dagegen kann mit Wasser nicht so viel anfangen und auch das Zuscherren seiner Hinterlassenschaften gehört nicht gerade zu seinen ganz grossen Fähigkeiten. Dafür hat er sehr schnell kapiert, dass wir Menschen und die grossen Katzen teilweise auch ganz feine Dinge essen. Vor ein paar Tagen sprang er auf den Tisch, klaute aus meinem Teller ein grosses Stück Salami und rannte davon. Meine Versuche, ihm das zu entwenden, endeten in einer Jagd über die Dachterrasse, bösem Geknurre und zusammengepressten Kiefern – Beuteverhalten erster Güte. Also hab ich es ihm gelassen und mich für die anstehende Verdauungsstörung gewappnet ;-) Auch liebt er im Gegensatz zu Palladius rohes Fleisch und hat sich gestern mit Gandhi genussvoll über die aufgetauten Brocken Ross hergemacht. Danach sah man die beiden beim gemeinsamen Verdauungsschlaf auf dem Kratzturm. Leider frisst er aber auch so einiges, was er besser lassen sollte: das Ziergras mit den scharfen Kanten oder die Federn seines Spielzeugs, was sich auf die Verdauung nicht gerade positiv auswirkt; ich erspare dem geneigten Leser Details. Aber wenn er dann wieder schnurrend zu uns kommt, sich auf die langen, dünnen Hinterbeinchen stellt, um Köpfchen zu geben und sich an uns zu reiben, vergisst man all das und ist einfach nur hin und weg von seinen Liebesbekundungen. Kleines Schlitzohr ;-)

Happy Birthday, Gandhi! (12. Juni 2015)

Es ist wieder einmal der 12. Juni und das heisst, dass Gandhi Geburtstag hat. Mit Blick auf dieses Ereignis sprach ich neulich vom 3. Geburtstag und musste dann feststellen, dass das gar nicht stimmt. Mein Britisches Bärchen wird ja erst 2! „Erst“, denn es kommt mir so vor, als sei er schon viel länger hier, eigentlich fast immer. Seit Hieronymus nicht mehr da ist, ist der süsse Brocken zu „meinem Grossen“ geworden und hat auch wirklich den beiden Sibirischen Herren gegenüber die Rolle des grossen Bruders und Aufpassers übernommen. Mit seinem flauschigen Fell und den 5.5kg Körpergewicht hat er eine beeindruckende Präsenz, ist aber äusserst sanft, wenn er die Kleinen mit seinen riesigen Pranken in ihrem Übermut bremst und mit ihnen spielt. Das Toben und Spielen mit den beiden geniesst er sehr und entweder ist er mittendrin im Sibirischen Getümmel oder er beobachtet sie aufmerksam und schreit, wenn etwas aus seiner Sicht nicht in Ordnung ist. Auch hab ich den Eindruck, dass er nicht mehr jeden Unsinn macht, der mir noch vor einigen Monaten graue Haare und Falten beschert hat; z.B. das Klettern über die Katzensicherung auf der Dachterrasse. Das überlässt er nun den beiden Sibirischen Abenteurern ;-)

Ansonsten sind seine Macken geblieben: Er blockiert nach wie vor am Abend das Wasch-becken, wenn ich es brauche, weil er mit dem Wasser spielen will; legt sich quietschend auf den Rücken, wenn man ihn bitte beachten soll; schreit aus mir unerfindlichen Gründen bisweilen die Zimmerdecke an und liebt es, auf den Türen zu balancieren, was mir auch nicht so klar ist; und beim täglichen Schmusen braucht er als echter Brite auf Dauer etwas Abstand. Kurzer und intensiver Körperkontakt, dann aber wieder auf Distanz schnurren und flirten. Das macht er mit uns Menschen ebenso wie mit den Katzen. Wenn einer der Kleinen sich zu ihm legt, putzt er sie, verzieht sich dann aber, um alleine liegen zu können. Und wenn er tierische Nähe braucht, legt er sich zu Ambrosius, lässt sich eine Weile geniessend abschlecken und geht dann wieder. Er ist wirklich ein Traum von einem Kater, in jeder Hinsicht!

Zur Feier des Tages gibt es heute Abend eine schöne Portion Rossfleisch, was er zu meiner grossen Freude wieder gerne frisst. Nach dem Tod von Hieronymus hat er zunächst einiges an Nahrung verweigert, was er sich zuvor mit dem Grossen geteilt hat. Vielleicht war das seine Art zu trauern? Ich weiss es nicht. Jetzt jedenfalls haut er rein wie eh und je, wenn es Rossfleisch gibt, und muss aufpassen, dass ihm Gnophos nicht alles wegfrisst. Der findet das nämlich auch äusserst delikat, während Palladius nur irritiert schaut und immer wieder prüfend schnuffelt, warum die beiden Kollegen um dieses kleine rote Zeugs so ein Theater machen :-)

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben (15. Juni 2015)

Wie wahr sind doch solche Redensarten! Im letzten Beitrag schrieb ich am Morgen noch über meine Freude, dass Gandhi das Klettern über die Balkonbrüstung offenbar aufgegeben hat – und spät am Abend, nachdem er einige Stunden vorbildlich brav auf der Dachterrasse war und Palladius sich dafür zuständig fühlte, einen Mist nach dem andern anzustellen (inkl. Brüstungklettern natürlich), gönnte er sich dann doch wieder einmal einen kleinen Rundblick in die grosse, weite Welt und stolzierte ausserhalb der Absicherung vergnügt vor sich hin :-/ Und so endete das Abenteuer Dachterrasse zu seinem grossen Unverständnis früher als geplant, da nutzte keine noch so unschuldige Geburtstagsmine mehr etwas, die das Bärchen anschliessend aufsetzte.

Aber ohnehin war auch Sibirien an dem Tag zu allerhand Unsinn aufgelegt. Während wir am frühen Abend mit unserem Besuch draussen beim Apéro sassen, beschloss Sibirien, drinnen seine eigene Grillparty zu veranstalten. Sie sprangen auf die Ablage in der Küche und schnappten sich jeder ein Päckchen Eingeschweisstes: Gnophos kam mit den Steaks nur bis kurz vor’s Badezimmer, bevor ich ihn einholte und ihm die Beute entriss; Palladius sass da schon von mir unbemerkt mit den Bratwürsten unterm Sofa, hatte die Folie aufgerissen und machte sich über den feinen Inhalt her. Erst als ich dachte, der Teller mit unserem Grillgut sei doch eigentlich voller gewesen, und mich über die seltsamen Geräusche im Arbeitszimmer meines Mannes wunderte, auf die Gnophos so schnell zugesaust war, kam mir der Verdacht... Die Sibirische Grillparty, von der alle anderen durch böses Knurren ferngehalten werden sollten, sah dann so aus:

Gestern morgen klaute Palladius dann eine Leckerlitüte nach deren anderen aus dem Vorratsregal, schleppte sie unter das Bett und wollte sich mit Gandhi und Gnophos daran gütlich tun, aber mein Mann und ich waren jedes Mal schneller. Dass das noch vor der eigentlichen Aufstehenszeit passierte, muss wohl nicht eigens erwähnt werden. Nach dem Aufstehen waren wir jedoch zu langsam – bzw. ahnten nicht, dass Sibirien es bei geöffneter Dachterrassentür vorziehen würde, sich im Innern der Wohnung auszutoben: Unser im Auftauen begriffener Frühstückszopf lag am andern Ende der Küche, Kratz- und Fressspuren inklusive…

Und was lernen wir daraus? Unterschätze niemals eine Katze! Auch nicht, wofür sie sich interessieren könnte :-)

Sommertage (29. Juli 2015)

Es ist in der Tat ein heisser Sommer, nicht nur den Temperaturen nach. Während wir Menschen eher in einen langsameren Modus verfallen sind, hat sich unsere Katzenschar zu allerlei Aktivitäten hinreissen lassen. Ihnen schien die Hitze kaum etwas auszumachen, selbst unserem alten Mufti nicht, dem es nach wie vor gut geht. Er schlief zufrieden in einer kühlen Ecke in der Wohnung oder auf der Dachterrasse und leistete dort der Dame des Hauses Gesellschaft, die praktisch den ganzen Tag über durch ihr Revier schlich. Und eines Tages war es dann soweit: Heloise erwischte ihren ersten Vogel! War das eine Aufregung bei allen Beteiligten: Heloise war natürlich stolz wie nur etwas, wollte mir ihren jämmerlich piepsenden Erfolg präsentieren und ihn in die Wohnung bringen, um ihn zu verstecken. Und ebenso natürlich empfand ich etwa gleich viel Freude für sie für Mitleid für das arme Tierchen und konnte sie eigentlich erst so richtig loben, als sie so nett war, seinem Leiden durch einen gezielten Genickbiss ein Ende zu bereiten. Dann spielte sie noch eine Weil mit ihm, versteckte ihn und zeigte ihn am Abend voller Stolz meinem Mann, der sie dann auch nochmals loben musste.

Die beiden Sibirischen Kampfkatzen, wie sie inzwischen genannt werden müssen, sind prächtig gewachsen und stellen immer mehr Unsinn an, Hitze hin oder her. Sie haben mit grosser Begeisterung am Abend Junikäfer gejagt und sich so den einen oder anderen Nachtisch gegönnt, denn Hunger haben sie ja eigentlich immer – selbst nachdem sie zu zweit teilweise fast 300 Gramm Nassfutter aus ihrem Napf und den Näpfchen der anderen verschlungen haben. So ein paar kleine, knusprig-knackige Käfer haben doch immer Platz, oder? Sie hängen nach wie vor ständig zusammen, beim Schlafen, Spielen, Fressen und teils auch auf dem Kistlein. Und so sehen sie inzwischen mit ihren 3.9kg (Palladius) und 3kg (Gnophos) aus:

Und Gandhi? Unser Bärchen ist so etwas wie der grosse Bruder für sie geworden. Er spielt und tobt mit ihnen, putzt sie, kuschelt auch mal, teilt sich mit Gnophos die rohen Fleischportionen und eruiert mit Palladius alle Möglichkeiten, im Wasser zu spielen. Wenn die beiden Herren auf allzu dumme Ideen kommen, versucht er sie zu bremsen, hat damit aber ebenso wenig Erfolg wie wir ;-) Um auch mal etwas Ruhe zu haben, darf er ab und zu alleine auf die Dachterrasse oder den Balkon und dann geniesst er die Aussicht in den Garten und sieht in seiner lässigen Pose einfach nur prächtig aus, finde ich!

Etwas mühsam war nur, dass wir die Wohnung bei der Hitze nicht so lüften konnten, wie wir uns das gewünscht hätten. Denn Lüften = offene Fenster = Sibirische Kater auf der Dachterrasse = Sibirische Kater über der Katzensicherung. Meine Überlegung, die Fenster bei geschlossenen Storen zu öffnen, erwies sich bald als „Rechnung ohne Gnophos gemacht“, denn der Kleine kapierte sofort, dass er nur die Pfote zwischen die Lamellen schieben muss und so auch ins Freie kommt. Er scheint wirklich der gewitztere von den beiden zu sein, Palladius ist eher der Draufgänger und springt einfach mal los, ob er da nun Platz hat und sich festhalten kann oder nicht ist ebenso egal wie die Frage, ob uns das grad genehm ist. Wenn er etwas will, will er und lässt sich durch nichts und niemanden abhalten. In dieser Kombination ist wirklich nichts vor ihnen sicher und wir müssen uns ständig neue Verstecke und Strategien überlegen, wie wir etwas vor ihren Pfoten und Zähnchen retten, die Erfolge sind meist nicht von langer Dauer. Kurz: Sibirien hält alle auf Trab, Zwei- wie Vierbeiner, aber wir haben viel Freude an dem kleinen Dreamteam.

Nachtrag zum letzten Bericht (31. Juli 2015)

Das Bild von Gnophos, auf dem er so frech um die Schachtelecke blinzelt, sollte keine Schleichwerbung sein und es zeigt auch nicht, womit ich die Katzenschar so füttere. Keine Sorgen, Ihr lieben Züchterinnen und Züchter, dieses Futter kriegen nur die Dame des Hauses und Ambrosius. Gandhi, Gnophos und Palladius ernähren sich ausschliesslich von hochwertigem Nass- und Trockenfutter, die beiden anderen nur teilweise.

Bei Ambrosius ist es mir inzwischen egal, er darf auf seine alten Tage fressen, was er will, es soll ihm nur schmecken und er soll es mit seiner platten Schnauze gut aufnehmen können. Und Heloise? Beim Trockenfutter ist sie kooperativ und frisst, was ich hinstelle. Beim Nassfutter sind jedoch alle meine bisherigen Versuche, ihr Besseres unterzujubeln, kläglichst gescheitert. Sie wittert den Braten sogar, wenn ich nur den gleichen Löffel benutze, mit dem ich vorher das Essen der anderen verteilt habe, oder wenn ich eine weniger als erbsengrosse Menge unter einer grossen Portion ihres Futters verstecke. Dann schnuffelt sie misstrauisch (wenn sie sich dem Näpfchen überhaupt nähert), schaut mich böse an und stolziert laut protestierend von dannen. Manchmal wirft sie mir über die Schulter nochmals einen Blick zu und der sagt so etwas wie: „Mach das noch einmal und ich rufe den Tierschutz an!“

Klar, ich könnte ihr nun einfach nichts anderes mehr anbieten, bis sie das neue Futter akzeptiert. Aber bei den vielen Katzen ist das gar nicht so einfach und es ist mir in der momentanen Phase grad echt zu anstrengend. Solange Ambrosius noch bei uns ist, hat sie Schonfrist und ich Zeit, mir weitere Strategien auszudenken. Mal sehen, wer von uns beiden am Ende den dickeren Kopf hat ;-)

Tierisches Vertrauen (15. August 2015)

Auch wenn ich nun schon so lange mit Katzen lebe und sehr viel Zeit mit ihnen verbringe, erstaunen sie mich doch immer wieder. In letzter Zeit komme ich vor allem bei Palladius nicht mehr aus dem Staunen heraus. Einerseits stellt er so immens viel Unsinn an und wir haben nicht den Hauch einer Chance, ihn daran zu hindern, weil wir garantiert immer zu spät sind oder uns nicht vorstellen können, dass er auch wirklich das tut, was im gerade in seinem süssen Kopf herumzugehen scheint. Vor einigen Tagen beispielsweise bückte ich mich, um die Waschmaschine einzuräumen, und das nutzte er prompt aus, um aus mir eine menschliche Kletterhilfe zu machen: Er sprang auf meinen Rücken und von dort sofort weiter auf ein Regalbrett unter der Decke, wo er höchst zufrieden alles inspizierte. Ich stand nur lachend unten und meinte irgendwann zu ihm: „So, und wie kommst Du da nun wieder runter?“ - „Warte, ich hol’ Dich.“, wollte ich noch anfügen und war gerade im Begriff die Arme hochzuheben, als er sich auch schon mit ausgebreiteten Pfoten wie ein Fallschirmspringer auf mich stürzte. Den über 4kg schweren Brocken zu fangen, war gar nicht so einfach, aber er landete dann doch schnurrend in meinen Armen und war höchst zufrieden mit sich und der Aktion.

Das ist dann wieder die andere Seite, dachte ich: Ein Draufgänger, wie er im Buche steht, eigensinnig und stur, aber ausgestattet mit einem immens grossen Vertrauen in uns Men-schen, an dem man sich fast ein Beispiel nehmen könnte. Die anderen Katzen inkl. Gnophos hätten garantiert erstmal geschaut und vorsichtig eruiert, ob und wie sie da wieder heil weg-kommen, und sich dann herunterheben lassen. Aber Palladius liess sich einfach auf mich fallen und war sicher, dass ich ihn fangen würde. Vielleicht vermenschliche ich ihn und die Situation zu sehr und er ist einfach nur ein extrem mutiger und leichtsinniger Kater, der sich noch die Hörner abstossen muss. Aber irgendwie musste ich nach diesem Erleben immer wieder über das Thema Vertrauen nachdenken und darüber, wie schwer wir Menschen es uns manchmal machen, wenn wir an Dingen zu lange rumstudieren und uns den Kopf über Lösungen zerbrechen. Warum nicht einfach mal wieder spontan etwas tun, aus dem Augen-blick heraus und ohne gross darüber nachgedacht zu haben? Den Augenblick mit seinen Möglichkeiten einfach geniessen, statt ihn durch Abwägen verstreichen zu lassen?

Zum Thema Vertrauen gehört auch, dass Palladius sich beispielsweise im grössten Tumult hinlegt und schläft, wenn ihm danach ist. Er kann das Drumherum offenbar komplett aus-blenden und liegt dann tiefenentspannt, wie mein Schwager das nennen würde, zwischen spielenden und/oder schreienden Kindern und scheint von all dem völlig unberührt zu sein. Oder er fällt im Schlaf von der höchsten Ebene des Kratzturms und landet unsanft auf dem harten Boden. Was macht er? Er schüttelt sich, klettert hoch und nimmt seinen Platz wieder ein. Was hätten wir gemacht?

 

Viel los mit 20 Pfoten (04. Oktober 2015)

Ja, der Gandhi-Blog war etwas ruhig in letzter Zeit. Nicht, dass es nichts zu berichten gegeben hätte, im Gegenteil. Aber ein paar berufliche und private Dinge hielten mich ziemlich auf Trab – mit Blick auf die 20 Pfoten könnte man sogar sagen: in Galopp. Für heute nur ein kleines Resümee zu den Kleinen, dem Alter nach absteigend.

Mufti geht es noch immer gut. Als ihm der Tierarzt im Februar nur noch wenige Monate gab, hätte ich mir nie träumen lassen, dass er nochmal die Herbstsonne auf der Dachterrasse geniessen kann, aber er tut es. Er ist zwar in den letzten Tagen am Vormittag etwas ruhiger geworden, aber ansonsten ist alles wie immer. Er fordert seine Leckerlis ein, frisst gut, spielt, putzt die Kleinen und rennt am Abend den Kratzbaum rauf und runter oder versucht seinen eigenen Schwanz zu fangen, bis er wie betrunken taumelnd stehen bleibt. Er scheint nach wie vor Lebensfreude und Lebenswillen zu haben und es möge noch eine Weile so bleiben.

Die Dame des Hauses ist eigentlich auch wie immer: bisweilen zickig zu Mensch und Tier, dann wieder anhänglich und auf Kontaktsuche. Weil sie in letzter Zeit weniger auf die Dachterrasse darf, weil sie die Brüstung jenseits der Katzensicherung für ihren ganz eigenen Laufsteg hält, hat sie etwas zugenommen und lässt sich nun auch immer mal wieder dazu herab, mit den Jungs zu spielen. Seit die beiden kleinsten Jungs kastriert sind, kann man Madame sie offenbar wieder ertragen und sucht immer wieder ihre Nähe. Natürlich sollten ihre Regeln und Grenzen befolgt werden, aber das ist vor allem Sibirien nicht klar. Mal faucht und keift sie, dann hockt sie wieder mit einem der Kleinen im Waschbecken, um aus dem Hahnen zu trinken, oder teilt sich mit ihnen die Leckerlis oder den Platz bei mir im Bett. Eine Diva und Zicke eben ;-)

Gandhi ist in den letzten Wochen sehr anhänglich geworden und auch sehr gspürig, wie der Schweizer so schön sagt. Ich hatte immer mal wieder Phasen, in denen ich sehr unruhig und gestresst war, und genau dann kam er, legte sich zu mir und schnurrte so beruhigend – genau wie es Hieronymus immer getan hatte. Das kenne ich von ihm eigentlich nicht so, aber seit einiger Zeit meine ich immer mehr zu beobachten, wie er Züge von meinem Grossen annimmt und ich nenne ihn auch immer öfter so, mein Grosser. Neulich nachts legte er sich, als ich besonders aufgewühlt war, halb auf meine Hüfte und blieb so lange dort schnurrend liegen, bis ich ruhiger wurde und eingeschlafen bin. Und selbst dann ging er nicht weit weg, sondern blieb britenlike mit ein wenig Abstand in meiner Nähe. Und auch die Kleinen lässt er immer häufiger und immer länger bei sich liegen und putzt sie. In einer dieser Kuschelstunden konnte ich ein schönes Foto von ihm und Gnophos machen, das ein recht herziges Detail enthält:

Und nun zu Palladius, unserer Tessiner Kampfsau. Der ist echt ein unglaubliches Exemplar geworden! Er wiegt mit 7 Monaten schon 4.8 kg und als seine charakteristischsten Merkmale könnte man anführen: unbelehrbar, wild, nicht zu bremsen, rücksichtlos im Umsetzen seiner Ideen und Wünsche und verfressen wie kaum einer! Er ist wirklich anstrengend, dass muss man sagen, denn man kann ihm so gut wie nichts verbieten. Wenn man mit ihm schimpft, schaut er weg als wollte er sagen: „Du, mit wem sprichst Du eigentlich?“ Wenn ich ihn für eine kurze Zeit im Bad einsperre, weil er einfach nicht aufhört, auf der Küchenablage rumzuturnen, dann hat er beim ersten Mal noch gemotzt, inzwischen legt er sich ins Waschbecken oder sucht sich was zum Spielen. Wenn ich ihn dann rauslas-sen will, missachtet er mich und die offene Türe erstmal eine Weile, um dann irgendwann gemächlichen Schrittes rauszukommen, als hätte er das selbst in der Hand gehabt. Meine Mutter meinte, ob ich es nicht mit einer Wasserspritze versuchen wolle. Bei Hieronymus und Ambrosius hat das Wunder gewirkt. Ich musste sehr schnell nur noch sagen: „Ich hol die Wasserspritze!“ und aus war der Unsinn. Mufti hat bei dem Wort ‚Wasserspritze’ sogar schon prophylaktisch die Augen zusammengekniffen, worüber ich immer lachen musste. Wie aussichtsreich die Drohung der Wasserspritze bei Palladius sein würde, zeigen deutlich diese Bilder. Die stammen aus einem Video, dass ich im Sommer gemacht hatte:

Aber trotz allem: Ich liebe diesen kleinen Wildfang über alles. Auch wenn er wie momentan 3-4 Mal in der Nacht seine Schmuseattacken hat. Dann liegt er am liebsten auf meiner Brust (vor dem Einschlafen auf der Bettdecke, in der Nacht aber bitte am selben Platz unter der Decke), stupst mit seiner Nase in meine, schleckt Nase, Mund und Kinn ab, tapst mit seinen Vorderpfoten durch mein Gesicht, gibt Köpfchen, reibt sich an mir, will unbedingt und aus-schliesslich beidhändig gekrault und gestreichelt werden und schnurrt wie ein ganzes Rudel Grosskatzen. Das dauert dann schnell mal 15 Minuten und mehr und auch hier ist er nicht zu bremsen und zu stoppen, keine Chance. Was muss, das muss. Seine Züchterin meinte, das habe er von seiner Mutter, die sei auch so stur und käme immer auf die dümmsten Ideen. Mal sehen, wer am Ende stärker ist: die Natur oder meine Beharrlichkeit ;-)

Auch Gnophos hat sich prächtig entwickelt. Er wiegt nun etwas mehr als 4 kg und hat, anders als Palladius, einen wunderschönen, buschigen Schwanz und noch immer runde Tapsepfoten. Er hat ausserdem deutlich an Frechheit, Selbstbewusstsein und Schlauheit zugelegt. Während Palladius alle meine Warnungen in den Wind schlägt, weiss Gnophos sehr genau, was erlaubt ist und was nicht, und ist tunlichst drauf aus, dass ich nicht sehe, was er Verbotenes tut. So überlässt er beispielsweise das Öffnen von Schubladen und das Stehlen der Leckerlitüten gern unserem Rambo Palladius, obwohl er das durchaus auch könnte, und wartet ab, ob dieser die Beute klauen und öffnen kann oder ob ich es rechtzeitig merke. Das ist wirklich eine äusserst schlaue Masche, weil er immer gut dabei wegkommt: entweder kann er bei den Leckerlis mitfressen oder er setzt, wenn ich frühzeitiger einschreite, seine bekannte Unschuldsmine auf und signalisiert: „Ich hab da aber nicht mitgemacht, ich war brav, gell?“ Diesen Gesichtsausdruck muss ich unbedingt mal auf ein Foto kriegen, aber das ist nicht so einfach: er senkt dann etwas den Kopf und wirft einem mit seinen grossen Augen ein wenig blinzelnd von unten einen Blick zu, der herzerweichend ist. Diesen Unschulds- oder Schlafzimmerblick hat er auch drauf, wenn er mit Louise oder uns flirtet. Dann streckt er seinen buschigen Schwanz in die Höhe, macht die Beinchen lang und tänzelt auf uns oder die Dame zu, schnurrt und gibt Köpfchen, macht kleine Sprünge, um sich an uns zu reiben, einfach nur entzückend!

Zusammen sind sie ein unschlagbares Team: der Draufgänger und der Schlaue. Hier beim sonntäglichen Putzen mit anschliessendem Mittagsschlaf friedlich vereint. Über all den Unsinn, den die beiden so zusammen mit den Grossen anstellen, werde ich demnächst berichten ;-)

Wild, wilder, Palladius (23. Oktober 2015)

Als wir im Frühjahr auf der Suche nach neuen Katzen waren und die Rasse der Sibirer in die engere Wahl kam, sagte uns eine Züchterin: „Da müssen Sie aber wissen, dass die sehr lebhaft und verspielt sind. Am besten ist es, wenn sie zwei Junge nehmen, denn auch nur wenig älteren Katzen ist das Getobe kleiner Sibis schnell zu viel.“ Nun ja, dachte ich, schauen wir mal. Nachdem ich Gandhi und Heloise hab aufwachsen sehen, fühlte ich mich eigentlich recht sicher und gewappnet für Neuankömmlinge egal welcher Rasse. Was sollte da noch Wilderes kommen? Die Antwort war schnell klar: Sibirer! Und in erster Linie: Palladius!!

Hier nur so eine kleine Auswahl an tierischen Einfällen und damit ein kleiner Einblick in meinem manchmal recht herausfordernden Katzenalltag. Er erklärt vielleicht auch, warum ich Palladius im letzten Bericht „Kampfsau“ genannt habe ;-)

Palladius liebt das Klettern auf und im Wäscheständer, in meinen kleinen Zwergobst-bäumen draussen oder er übt den für mich überraschend kommenden Sprung auf den Rücken oder die Oberschenkel, vorzugsweise dann, wenn ich noch etwas in der Hand habe. Dann hängt er, nicht selten schnurrend, mit seinen inzwischen 5kg krallenderweise in meinem Fleisch und ist sichtlich zufrieden. Er möchte dann bitte getragen werden und hat kein Verständnis dafür, dass das vielleicht gerade unpassend kommt. Unpassend? Was ist das? Auch vollführt er allerhand weitere akrobatische Sprünge wie neulich von der Fensterbank hoch auf das gekippte Fenster. Ich stand zum Glück daneben und konnte verhindern, dass etwas passiert. Aber das ist typisch Palladius: Er will etwas, dann macht er. Ob das verboten, gefährlich oder was auch immer ist, egal. Er will, er macht. So auch auf der Dachterrasse, wo es seine grosse Passion ist, über die Brüstung zu klettern und in die grosse weite Welt zu blicken. Dass ich das überhaupt nicht witzig finde, mit ihm schimpfe und ihn beim wiederholten Mal in die Wohnung sperre, während die anderen draussen bleiben dürfen, interessiert ihn was genau? Gar nichts, wie man sieht...

Auch die abendliche Fütterung mit Leckerlis wird so mit ihm zum echten Kampf. Denn dass nicht nur er was kriegt, sondern alle anderen auch, geht nicht in seinen kleinen Kopf. Das erste Leckerli nimmt er noch friedlich, aber dann wird es gefährlich. In seiner Gier schnappt er oft zu wie ein Hund, beisst und reisst an der Beute – ob das nun wirklich das Leckerli ist oder mein Finger, merkt er erst, wenn ich vor Schmerz ausrufe, und auch dann scheint ihn das nur wenig zu beeindrucken. Er will viel, mehr, am liebsten alles und dafür kämpft er, indem er zupackt oder blitzschnell mit seinem Kopf vorschiesst und wie ein Raubvogel die Brocken aus meiner Handfläche pickt. Und bei seinem grossen Maul schnappt er nicht selten gleich alles, was sich darin befindet.

 

Ja, Palladius ist eine echte Herausforderung, aber er ist auch wieder allerliebst, wenn er den Scheiben-wischer macht , wie hier rechts zu sehen ist.

Sibirien wird ja immer getrennt von den anderen gefüttert, damit sie denen nicht alles wegfressen und die Grossen in Ruhe essen können. Wenn die beiden Jungs dann den Eindruck haben, dass sie nun genug lange separiert wurden, macht Palladius das durch beharrliches und sehr schnelles Klopfen an der Scheibe deutlich. Das sieht so süss aus, wie dann seine schwarzen Pfoten vor dem weissen Bäuchlein trommeln ;-)

Warum er sich aber zusammen mit Gnophos immer wieder in die Spülmaschine hockt, weiss ich nicht. Aber es sieht ebenfalls herzig aus ;-)

Flirte-Gnophos (27. Oktober 2015)

Unseren Gnophos habe ich in früheren Beiträgen schon gelegentlich als kleines, schlaues Schlitzohr beschreiben und das bewahrheitet sich beinahe täglich – wobei „klein“ im wörtlichen Sinne schon nicht mehr stimmt, denn der Kleinste ist er nicht mehr. Mit seinen 4.5kg hat er unseren alten Perser nun an Gewicht und Körpergrösse überholt und er steht Palladius an Kreativität nicht nach, wenn es darum geht, Neues zu entdecken und auszupro-bieren – er stellt es einfach nur etwas geschickter an und ist weniger draufgängerisch. Wer beispielsweise das Bild im letzten Beitrag von Palladius ausserhalb der Balkonbrüstung genauer anschaut, entdeckt im Gestrüpp zwei weitere Ohren – allerdings innerhalb der Brüstung und damit gerade noch so auf erlaubten Gelände ;-)

Was Gnophos aber kann wie kein zweiter, ist das Flirten mit Mensch und Tier – hier besonders mit Heloise, die sich gelegentlich sogar dazu herablässt, seine Annäherungs-versuche zu erhören und mit ihm zu spielen. Es ist immer das Gleiche: ein leicht blinzelnder Blick von unten mit dezent gesenktem Köpfchen, lautes Schnurren, der Schwanz in seiner beeindruckenden Buschigkeit weht über ihm und er stellt sich auf die Hinterbeinchen, um mit seinem Kopf so nah wie möglich an den Kopf des zu beflirtenden Wesens heranzu-kommen und sich an diesem zu reiben. Bei uns Menschen springt er dazu gern auch mal auf ein Möbelstück und so ist es schon zum täglichen Ritual geworden, dass wir so begrüsst und nicht selten auch verabschiedet werden, indem er seinen Flirtetanz auf der Ablage in der Garderobe vollführt. Besonders eindrücklich war das, als mein Mann neulich nach einem längeren Spital- und Rehaaufenthalt wieder heimkam. Wenn Palladius eine „Mamakatze“ ist, dann ist Gnophos die „Papakatze“ ;-) Er wurde gar nicht  mehr fertig mit seinem Begrüssungsritual, es dauerte mehrere Minuten und wurde noch lange fortgesetzt, als mein Mann sich gleich nach seiner Ankunft zuhause auf das Sofa setzte. Gnophos wich nicht von seiner Seite und schien einfach nur selig zu sein – natürlich auch, weil sich zwei der anderen Katzen zu ihnen gesellt hatten und er so eine regelrechte Rundumbetreuung geniessen durfte. Ist eben nicht nur ein Schlitzohr, sondern auch ein kleiner Pascha ;-)

Eine weitere Eigenschaft, die mit seiner Flirterei eng zusammenhängt,  ist eine sehr ausge-prägte Geschicklichkeit, zwischen unseren Beinen durchzulaufen, während wir irgendwohin gehen wollen. Das ist zwar bisweilen nicht ganz ungefährlich für uns, aber er sichert sich so unter Garantie unsere Aufmerksamkeit und kriegt meist auch, was er will ;-)

Zu nennen ist auch sein übergrosses Interesse für alles, was wir Menschen so essen. Gnophos kann sich so ziemlich für alles begeistern und klaute mir neulich sogar eine Tiefkühlpizza aus der Schachtel. Diese hatte ich geöffnet und dann wieder nur leicht verschlossen auf die Treppe gelegt, um sie in den Keller zu bringen. Nach ein paar Minuten hörte ich ein seltsames Geräusch (immer ein Alarmzeichen mit Katzen ;-)) und sah, wie Gnophos mit der Pizza in der Schnauze davonrennen wollte. Das Gewicht liess ihn nur wenige Meter weit kommen, bis ich ihn einholte, aber wir hatten einen rechten Kampf, bis er endlich seine Kiefer öffnete und mir mein Essen überliess. Leider muss man bei ihm gerade beim Thema Essen auch sonst sehr aufpassen, denn er versucht so fast alles zu fressen, was ihn interessant dünkt – und das ist nicht wenig. Er fischt beispielsweise aus den Tiefen des Abfallsackes Verpackungen heraus, die etwas Leckeres enthielten, und will sich diese einverleiben. Dass ich das so gar nicht lustig finde, versteht der junge Herr natürlich nicht. Er hat am Ende schliesslich nicht die Putzerei mit seiner dann recht dünnflüssigen Hinterlassenschaft :-/

Hier noch zwei Bilder von ihm – einmal beim Beobachten auf dem Balkon vor ein paar Tagen, wo seine Elefantenpfötchen zu sehen sind, und einmal beim Putzspielen mit Palladius, wo man seinen buschigen Schwanz erahnen kann. 

„Bestechungspulver“ – oder wie man zwei Sibirische Waldkatzen zum Durchdrehen bringt (02. November 2015)

Seit einer Weile haben die beiden Sibirischen Herren die Angewohnheit, mit ihrem Nass-futter etwas wählerisch zu sein. Was sie einmal gierig verschlingen, wird beim nächsten Mal mit einem entsprechend vorwurfsvollen Blick in meine Richtung als ungeniessbar einge-stuft. Dieses „nächste Mal“ passiert natürlich erst, nachdem ich aus Freude über den ersten Fütterungserfolg gleich eine grössere Menge davon ins Haus geholt hab. Weil ihr Nassfutter jedoch nicht nur sehr gesund, sondern auch recht teuer ist, wollte ich sie irgendwie dazu bringen, es doch zu fressen. An einem Abend stiess ich auf den Blog Katzenfieber, der ein Rezept für sogenanntes „Bestechungspulver“ präsentierte. Es wurde von vielen Lesern sehr positiv bewertet, also hab ich das auch mal getestet: Man nehme eine Dose Thunfisch  (im eigenen Saft), gebe zwei Eigelb dazu, püriere alles zu einem Brei, streiche es dünn auf Backpapier aus und lasse es bei etwa 55 Grad und leicht geöffneter Türe im Backofen wieder trocknen. Wenn man die Masse zwischendurch immer mal wieder etwas bricht und verbröselt, dauert das etwa 5 Stunden. Danach muss man das Zeug nur noch zu Pulver weiterverarbeiten und einen Teelöffel oder mehr über das Essen streuen – und Sibirien frisst, als hätten sie schon seit Tagen nichts mehr gekriegt. Wessen Katze also Thunfisch liebt, der wird sie mit dem Pulver wohl dazu kriegen, fast alles zu fressen.

Weil mir das Backen der Thunfischpampe aber etwas langwierig war, hab ich den Tipp einer Leserin aus dem genannten Blog ausprobiert und gefriergetrocknete Thunfisch- und Pouletstücke bestellt (Cosma Snackies XXL). Und was soll ich sagen? Die Lieferung stand im Flur, ich hab die Kiste geöffnet und 5 Sekunden später hatte Palladius schon seine Zähne durch die erste dicke Pappschachtel gehauen und raste mit der Dose davon:

Die Weiterverarbeitung zu Pulver konnte ich nur vornehmen, nachdem ich Sibirien in ein Zimmer fern der Küche eingesperrt hatte, denn beide drehten vollständig durch, als ich ihnen etwas zum Probieren gab: Gnophos riss mir sein noch unzerkleinertes Stückchen unter Einsatz seiner Krallen und Zähne so heftig aus der Hand, dass mein Finger blutete, und er knurrte dabei, wie ich es noch nie von ihm gehört habe! Im ersten Moment bin ich fast etwas erschrocken, denn sonst ist eher Palladius derjenige, der zur Kampfsau mutiert, wenn ihn die Lust packt. Aber Kollege Gnophos kann das offensichtlich auch. Und als ich ihren Arrest wieder aufgehoben hatte, rannten beide hochnervös und teils knurrend durch die Küche, um auch noch den letzten Staubpartikel des Pulvers aufzuschlecken, den sie finden konnten. Dass sie dabei auch vor den Küchenutensilien nicht Halt machten, muss wohl nicht eigens betont werden. Gnophos kümmerte sich vor allem und mit Hingabe um den Pürierstab, der vom Strom getrennt im Waschbecken lag.

Bin also hochzufrieden mit der Wirkung des Pulvers und kann nur hoffen, dass sie es sich nicht bald schon wieder anders überlegen mit ihren Vorlieben für das Fressen ;-)

Gute Nachrichten (12. November 2015)

Einige von Euch wissen ja, dass wir etwas in Sorge waren wegen unserem „kleinen“ Gnophos. Ich hatte im Sommer festgestellt, dass er bisweilen schwer atmet und schnell hechelt, und hab das im Zusammenhang mit der Kastration im August untersuchen lassen. Der Tierarzt stellte ein Geräusch bei der Atmung fest und auf dem Röntgenbild sah man, dass das Lungengewebe deutlich verändert war. Da er ansonsten aber fit war, dachte der Dökti (zugegebenermassen im Gegensatz zu mir) erstmal nicht an etwas Schlimmes und behandelte ihn auf Lungenwürmer, die er durch das Fressen von Regenwürmern oder Schnecken auf der Dachterrasse aufgelesen haben könnte – und er sollte einmal mehr Recht behalten. Am letzten Montag waren wir zur Kontrolle angemeldet und das Röntgenbild zeigte nur kerngesunde Organe, Gefässe und sonstiges Innenleben. Das Abhören der Herztöne und der Lunge war allerdings etwas schwierig, denn Gnophos schnurrte die ganze Zeit und wollte lieber mit dem Dökti schmusen, auf dem Tisch milchtretenderweise umhertänzeln und Köpfchen geben als sich untersuchen lassen. Auch das „Ablenken“ mit Leckerlis nutzte nichts, denn Gnophos kann Schnurren und Fressen gleichzeitig und tat das dann ausgiebigst. Wir waren ganz entzückt, wie er in seiner unnachahmlichen Art den Arzt, seine Helferin und alle anderen in seiner Nähe angeflirtet, beschmust und bezierzt hat – es war eine wahre Freude ;-) Offenbar wollte er so in der ungewohnten Umgebung und mit den fremden Menschen signalisieren: „Hallo Ihr, ich bin im Fall total lieb – Ihr auch, gell?“

Wir sind jedenfalls enorm froh, dass mit ihm alles in Ordnung ist und er sich genauso prächtig entwickelt wie Palladius. Die beiden haben in Grösse und Gewicht inzwischen Heloise und Ambrosius überholt, nur unser Gandhi-Bärchen ist noch massiger und grösser. Aber den holen sie sicher auch bald ein ;-)

An Vitalität und Einfallsreichtum haben sie die anderen jedenfalls schon längst überholt. Nur ein kleines Beispiel von heute: Auf der Küchenablage stand ein Glas mit Algenpulver, das mein Mann und ich gerade nehmen. Sibirien findet den Geruch selbst bei festverschlossenem Deckel höchst attraktiv und so nahm Palladius das Glas (immerhin 300 Gramm schwer!) kurzerhand zwischen die Zähne, hob es über den Rand der Schachtel, in der es aufbewahrt wird, und wollte sich damit aus dem Staub machen ;-) Wir hatten einen ähnlichen Kampf wie vorgestern, als er aus den tiefsten Tiefen der Einkaufstasche die Meisenknödel erschnuffelt, sich nach unten durchgewühlt, einen davon aus der Plastikverpackung herausgerissen und sich drüber hergemacht hatte. Seitdem weiss ich, dass diese Dinger Rindertalg enthalten...

Schlafplätze (19. November 2015)

Palladius ist nicht nur im wachen Zustand eine echte Herausforderung, sondern er hat auch bei der Wahl seiner Schlafplätze ganz eigene Präferenzen. Nicht immer so ganz zu meiner Zufriedenheit, aber das stört ihn im Schlaf selbstredend noch weniger als im Wachzustand. Hier eine kleine Auswahl ;-)

...unter meinem Schreibtischstuhl - aber natürlich nur, wenn ich drauf sitze und aufpassen muss, dass er nicht unter die Räder kommt

...auf der Abtropffläche in der Küche - was er eigentlich nicht darf, aber wohl gerade aus diesem Grund besonders geniesst

...im Einkaufskorb

...in erheblicher Schräglage und ohne wirklichen Halt auf meinem Stehpult

Lernerfolge oder: Hieronymus’ Erben (04. Dezember 2015)

Vor etwa einem Jahr habe ich berichtet, wie Gandhi von Heloise das Jagen gelernt hat, und seit ein paar Wochen beobachte ich, dass Madame zwei neue Schüler hat – oder gern hätte: Gnophos und Palladius. Denn während Gandhi sich damals noch an ihre Anweisungen hielt und ihr Verhalten draussen imitierte, hat Sibirien so seine eigenen Methoden und lässt sich von der Dame des Hauses nicht wirklich reinmiauen. Sie versucht es immer wieder, aber die beiden Herren schalten auf Durchzug und stellen sich dabei gar nicht mal so ungeschickt an, wie ich feststellen konnte. Unser grossfüssiger Gnophos ist dabei eindeutig der mit der grössten Ausdauer, denn wenn die ganze Bande am Morgen nach dem Fressen auf den Balkon geht, bleibt er mit Abstand am längsten draussen und liegt auf der Lauer – Wetter egal. Lieber verkriecht er sich in eine halbtrockene Ecke und kämpft gegen die mit der Zeit immer schwerer werdenden Augenlieder an, als dass er wie die anderen seinen Beobach-tungsposten nach drinnen auf die warme Heizung, den Schaukelstuhl oder einen der Kratz-türme verlegt. Nein, das kommt erst nach 1-2 Stunden in Frage!

Heute kam es dann doch zu einer kleinen und sehr amüsanten Imitation, als alle fünf hinter der Scheibe hockten und einen besonders fetten Vogel in Nachbars Garten entdeckten. Heloise und Gandi in der Mitte fingen sofort aufgeregt an zu schnattern, Palladius und Gnophos schauten von den Seiten ganz irritiert zu ihnen hin, schauten sich gegenseitig über die Köpfe der anderen hinweg an, blickten wieder nach draussen und schienen in dem Moment zu kapieren, was dieses seltsame Geräusch zu bedeuten hat, das sie schon ein paar Mal von den Grossen gehört hatten. Denn nach einem erneuten Blick zu den anderen, fokussierten sie wieder das Objekt der Begierde draussen und fielen stolz in das Konzert mit ein. Schade, dass ich in dem Moment keine Kamera zur Hand hatte, das war wirklich zu schön ;-)

Was ich aber festhalten konnte, war ein tierisches Gedränge vor ein paar Tagen am Morgen in der Badewanne, als sich vier von fünf Fellnasen um den Wasserhahnen drängten und trinken wollten. Ich musste so lachen und hab das Bild „Hieronymus’ Erben“ getauft. Denn er hatte vor über 14 Jahre damit begonnen, nur im Waschbecken zu trinken. Von ihm schauten es sich Heloise und Gandhi ab und nun haben die es an Sibirien weitergegeben. Schön, dass (nicht nur in dieser Hinsicht) etwas von meinem Grossen geblieben ist, was in den anderen weiterlebt.

Kamikatze und Kamikater oder: Eine neue Mobiliar-Werbung? (11. Dezember 2015)

Seit die Dame des Hauses als kleines Kätzchen ab und zu recht absonderliche und nicht immer so ganz ungefährliche Stunts hingelegt hat, hat sie den Übernamen „Kamikatze“, den wir aber inzwischen zum Glück nur noch selten brauchen. Seit gestern studiere ich nun, ob es ein ähnlich schönes Wortspiel auch für einen Kater gibt. Aber einstweilen tut es auch Kamikater. Warum?

Gestern Abend kletterte Palladius über das Katzennetz auf unserem unteren Balkon und fiel natürlich auf der anderen Seite ein Stockwerk hinunter. Ich hab es zum Glück gleich gemerkt, schnappte Schuhe und Jacke und rannte mit einem leichten Anflug von Panik in den Garten. Meinem Mann rief ich nur zu, er solle vom Balkon aus schauen, wohin der Kleine allenfalls läuft, während ich den gefühlt endlos langen Weg ums Haus herum zurücklege. Am Ort des Geschehens war von Palladius zunächst keine Spur, aber ich hörte schnell ein Geräusch, das ich bei seinem Fall schon gehört hatte: Es klang nach Lamellenstoren. Und tatsächlich, wir rätseln heute noch wie das ging, fand ich unseren Piccolino eingeklemmt zwischen Storen und Fensterscheibe, wo er auf etwa 1 Meter Höhe hing und nicht mehr vor und zurückkam. Irgendwie muss er beim Fallen oder Hinaufklettern hinter den Storen der unteren Wohnung gerutscht sein und da hing er fest. Die Rettungsaktion wurde dann zur echten Herausfor-derung, denn die Storen sind einbruchsicher. Will heissen, dass man sie nicht von unten anheben oder verbiegen kann. Zwar konnte ich durch die Schlitze fassen und ihn von unten etwas halten, aber mehr war nicht drin und der Arme hatte immer wieder Zitteranfälle, die sich recht furchtbar anfühlten, und ich wusste nicht, ob er verletzt war. Mein Paniklevel stieg und stieg – zumal unsere Nachbarn in den Ferien sind und die anderen Nachbarn, die einen Schlüssel gehabt hätten, auch nicht zuhause waren. Inzwischen war auch mein Mann auf Socken in den Garten gerannt, während ich vor dem Storen kniete und die zitternden 5.6kg dahinter auf den Fingern etwas stabilisierte und durch gutes Zureden versuchte zu beruhigen. Mein Mann hatte dann die einzig rettende Idee, rannte ins Haus und holte eine Schere, mit der wir dann die Fäden durchschnitten, an denen die Lamellen aufgehängt sind. So wurde dann ein kleiner Spalt frei, durch den ich Palladius herausziehen und eng an mich gepresst wieder in die Wohnung tragen konnte.

Ich muss gestehen, ich war gestern fix und fertig nach der Aktion! Und während es mir heut noch ziemlich einfährt, wenn ich daran denke, sauste Palladius nach wenigen Minuten schon wieder durch die Wohnung, als sei nichts passiert, und trug nur eine winzige Wunde an der Hinterpfote davon. Unglaublich, dieser Kater!

Aber zwei Sachen sind nun klar: Dass wir morgen in den Baumarkt fahren, um den Balkon abzusichern, und dass die Versicherung mindestens zweimal nachfragen wird, wie denn der Schaden entstanden ist. Ein Fall für den Mobiliar-Zeichner, würde ich sagen ;-)

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